Japanische Gesellschaft und Populärkultur |
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Online-ZeitungNummer 1 |
30.01.2016 |
Es existieren ja viele Vorurteile bezüglich des Arbeitens in Japan. So u.a. dass die Japaner so fleißig ihre Arbeit verrichten, dass sie sich nahe zu Tode arbeiten. Doch Florian Coulmas, Soziologe und Direktor des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tokio widerlegt dieses Vorurteil. So etwas gäbe es gar nicht mehr in Japan. Früher in den achtziger Jahren, als Japan noch in einer "Boomphase" steckte, da gab es durchaus dieses Phänomen. Heute allerdings ist eine 40-Stunden-Woche Standart genauso wie bei uns in Deutschland. Heute arbeiten Japaner 1772 Stunden, vergleichsweise viel weniger als in den 1980er Jahren (da waren es noch 2121 Stunden). Vergleicht man dies aber mit den Arbeitsstunden der Deutschen (1432) ist das immer noch sehr hoch. Man sollte dies allerdings nicht überschätzen, sagt Coulmas. So verbringen zwar die Japaner mehr Zeit in ihren Büros, was allerdings nicht zwangsläufig heißen muss, dass sie auch mehr täten. So sei der Dienstleistungssektor der japanischen Wirtschaft "äußerst unproduktiv". Trotzdem stimmt es schon, dass Japaner freiwillig gern Überstunden machen. Dies liegt wohl darin begründet, dass die Japaner ein enorme Liebe zur Arbeit besitzen und eben diesen Job gut meistern wollen. Japaner sind also insgesamt viel fleißiger als die meisten Deutschen zumal sie eben immer sehr motiviert sind fürs Arbeiten an sich. Auch sehen sie Fehltage, an denen sie krank sind, sicherlich als nicht so schön, was sie versuchen wiederum zu kompensieren. Dies liegt auch nichr darin begründet, dass der Arbeitgeber es so verlangt, sondern weil sie ein gewisses Pflichtbewusstsein gegenüber ihrem Arbeitsverhalten besitzen. Wenn sie denken, dass sie gut genug arbeiten sind die meisten Japaner sehr zufrieden. Auch was den Urlaub, den sie nicht so häufig oder eher kurz nehmen, stimmt in dieser Hinsicht. Obwohl ein 50-jähriger Durchschnittsjapaner laut dem Japan Institute of Labour im Jahr 22,1 Tage bezahlten Urlaub zur Verfügung hat, nimmt er sich davon lediglich nur 8 Tage in Anspruch, was für Europäer sehr verwirrend ist. Schließlich will man die "wenigen" Urlaubstage vollkommen aufbrauchen und genießen, dafür sind sie ja da. Die Ursache ist folgende, dass Japaner sich wenig Urlaub nehmen daran, dass das Gemeinschaftsdenken sehr ausgeprägt ist. So denken sie, dass wenn sie zuviel Urlaub nehmen ein anderer Mitarbeit für sie einspringen muss. Somit belastet man ja jemanden und das gilt es zu vermeiden. Folge dessen ist, dass man sich selten mehr als zwei Wochen am Stück freinimmt. Es gibt zwar auch Feiertage, wo wirklich alle sich frei nehmen (z.B. "Golden Week! in der 1. Maiwoche), was alles sehr teuer ausfällt. Im Großen und Ganzen gleicht die Arbeitswut einer regelrechten "Freizeitverweigerung" der japanischen Arbeitnehmer". Das geht sogar so weit, dass einige Konzerne wie der Narita-Flughafen ihren Mitarbeitern zwei zusätzliche Urlaubstage freistellen, wenn diese sich doch bitte einmal länger als nur drei Tage am Stück freinähmen. Was auch sehr skurill sowie interessant erscheint ist, das z.B. der Kosmetikhersteller Shiseido um punkt 22 Uhr in allen Büros die Lichter ausschaltet, damit die Mitarbeiten gezwungen werden sich Feierarbend zu nehmen. Bei Nippon Oil darf sich auch kein Mitarbeiter das Recht rausnehmen sich nach 19 Uhr auf dem Firmengelände aufzuhalten, womit also Workaholismus strengstens verboten wird. Eine verkehrte Arbeitswelt im wahrsten Sinne des Wortes. In Europa beklagt man sich über zu wenig Urlaubstage oder Freizeit, während in Japan sich die Chefs eher um die Arbeitssucht der Arbeitnehmer sorgen machen müssen. Doch warum ist das so? Liegt es daran, dass die Japaner einfach nur zu fleißig oder naiv sind?
Fazit: Die Japaner sind wirklich ein sehr fleiß-orientiertes Völkchen, welches gerne lange, jedoch nicht immer viel arbeitet. Arbeit sowie Werte und Gesellschaft sind eng miteinander verwoben, weswegen der gesellschaftliche Druck enorm das Arbeitsverhalten bestimmt. Zum anderen dient das Arbeiten grundlegend dafür, um die eigene Identität zu formen und zu festigen.
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